Die Stoßwellentherapie ist eine nicht-invasive Behandlungsmethode, die in der Physiotherapie zur Behandlung von chronischen Schmerzen, Entzündungen und anderen Beschwerden des Bewegungsapparates eingesetzt wird. Sie nutzt energiereiche Schallwellen, um Heilungsprozesse im Gewebe anzuregen und Schmerzen zu lindern.
Was ist Stoßwellentherapie?
Die Stoßwellentherapie basiert auf der Anwendung von mechanischen Druckwellen, die in das betroffene Gewebe eindringen. Diese Wellen können entweder fokussiert oder radial sein:
- Fokussierte Stoßwellen: Diese haben eine hohe Energie und dringen tief ins Gewebe ein, um sehr spezifische Schmerzpunkte zu behandeln.
- Radiale Stoßwellen: Diese verteilen die Energie breiter und wirken oberflächlicher, was sie ideal für größere, weniger tief liegende Schmerzbereiche macht.
Wie funktioniert die Stoßwellentherapie?
Die Therapie erfolgt mit einem speziellen Gerät, das die Stoßwellen erzeugt und über einen Applikator auf die Haut des Patienten übertragen wird. Hier ist der Ablauf einer typischen Behandlung:
Diagnose und Zielsetzung:
Zunächst identifiziert der Physiotherapeut die betroffenen Stellen durch eine gründliche Anamnese und Untersuchung. Das Hauptziel ist es, Schmerzpunkte oder problematische Gewebe wie Sehnen, Muskeln oder Bänder zu lokalisieren.
Vorbereitung:
Der Bereich, der behandelt werden soll, wird freigelegt, und häufig wird ein Kontaktgel aufgetragen, um die Schallwellen besser ins Gewebe zu übertragen.
Anwendung der Stoßwellen:
- Der Therapeut richtet den Applikator des Stoßwellengeräts auf die betroffene Stelle und startet die Behandlung. Je nach Gerätetyp und Behandlungsziel können Frequenz und Intensität der Stoßwellen angepasst werden.
- Der Patient spürt während der Behandlung normalerweise ein rhythmisches Klopfen oder leichtes Stechen, das in seiner Intensität variieren kann.
- Dauer und Anzahl der Sitzungen:
- Eine Sitzung dauert in der Regel zwischen 5 und 15 Minuten. Die Anzahl der benötigten Sitzungen variiert je nach Schweregrad der Erkrankung und dem individuellen Heilungsprozess, liegt aber typischerweise zwischen 3 und 6 Behandlungen.
Was behandelt der Physiotherapeut mit der Stoßwellentherapie?
Die Stoßwellentherapie wird bei einer Vielzahl von Beschwerden eingesetzt, insbesondere bei chronischen und hartnäckigen Schmerzen, die auf andere Therapieformen nicht ausreichend ansprechen:
- Sehnenbeschwerden:
- Tendinitis: Entzündungen von Sehnen, z.B. bei Tennisellenbogen (Epicondylitis) oder Golferellenbogen.
- Achillessehnenentzündung: Chronische Entzündung oder Degeneration der Achillessehne.
- Patellaspitzensyndrom: Entzündung der Patellarsehne am Knie, häufig bei Sportlern.
- Fersenschmerzen (Plantarfasziitis):
- Die Stoßwellentherapie wird oft zur Behandlung der Plantarfasziitis eingesetzt, einer Entzündung der Sehnenplatte unter dem Fuß, die starke Fersenschmerzen verursacht.
- Verkalkungen und Kalkschulter:
- Kalkschulter (Tendinosis calcarea): Verkalkungen in den Sehnen der Rotatorenmanschette, die starke Schulterschmerzen verursachen. Die Stoßwellen können helfen, die Verkalkungen aufzulösen und die Schmerzen zu lindern.
- Triggerpunkte und Myofasziale Schmerzen:
- Behandelt werden können schmerzhafte Triggerpunkte in der Muskulatur, die häufig zu Verspannungen und chronischen Schmerzen führen.
- Chronische Enthesopathien:
- Entzündungen an den Sehnenansätzen, wie z.B. beim Fersensporn.
- Knochenheilung:
- In manchen Fällen wird die Stoßwellentherapie eingesetzt, um die Heilung von schlecht heilenden Knochenbrüchen (Pseudarthrosen) zu fördern.
Wirkmechanismen der Stoßwellentherapie
Die Stoßwellen wirken auf das Gewebe durch verschiedene Mechanismen:
- Verbesserung der Durchblutung: Die Stoßwellen fördern die Bildung neuer Blutgefäße im behandelten Gewebe, was die Durchblutung und damit die Heilung verbessert.
- Stimulation von Heilungsprozessen: Sie regen die körpereigenen Reparaturmechanismen an, einschließlich der Freisetzung von Wachstumsfaktoren und der Aktivierung von Stammzellen.
- Auflösung von Verkalkungen: Die Stoßwellen können Verkalkungen in Sehnen und anderen Geweben mechanisch aufbrechen, sodass der Körper sie abbauen kann.
- Schmerzlinderung: Die Therapie kann direkt auf schmerzhafte Nervenenden wirken und durch die Beeinflussung der Schmerzrezeptoren eine analgetische (schmerzlindernde) Wirkung haben.
Nebenwirkungen und Kontraindikationen
Die Stoßwellentherapie ist im Allgemeinen gut verträglich, es können jedoch einige Nebenwirkungen auftreten:
- Leichte Hautreizungen oder Rötungen: An der behandelten Stelle kann es zu leichten Hautirritationen kommen.
- Vorübergehende Schmerzen: Direkt nach der Behandlung können Schmerzen auftreten, die jedoch meist innerhalb weniger Tage abklingen.
Kontraindikationen
Die Stoßwellentherapie sollte nicht angewendet werden bei:
- Akuten Entzündungen und Infektionen im Behandlungsbereich.
- Schwere Gefäßerkrankungen oder Durchblutungsstörungen.
- Schwangerschaft.
- Tumoren im Behandlungsbereich.
- Bei Patienten mit Herzschrittmachern oder anderen elektronischen Implantaten sollte ebenfalls Vorsicht geboten sein.
Die Stoßwellentherapie bietet eine effektive Möglichkeit zur Behandlung von chronischen Schmerzen und muskulären Problemen und wird häufig als Teil eines umfassenden physiotherapeutischen Behandlungsplans eingesetzt.